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Dialog zwischen jungen Menschen und dem Staat: House of the Youth Representatives

Alles begann im Jahr 2016 als Erasmus+ Projekt, ausgehend vom Cyprus Youth Council und der Jugend-NRO Cyprus Youth DiplomaCY. Junge Zyprioten kamen zusammen, um bei der Gestaltung der Gesetzgebung ihres eigenen Landes mitzuhelfen. Durch innovative Simulationen hat sich House of the Youth Representatives stetig weiterentwickelt, ein besseres Verständnis gefördert und einen echten Einfluss auf Regierungsentscheidungen gehabt.

Ich beschreibe Partizipation als einen 100-Meter-Sprint. Während des Laufs überholen wir andere Athleten und müssen mit allen möglichen Herausforderungen fertig werden. Dennoch ist das Erreichen des Ziels das, was zählt. Ähnlich müssen wir im Bereich der Jugendpartizipation mit allen möglichen Hindernissen umgehen, aber das Ziel bleibt: für junge Menschen da sein und sie in den gesamten Prozess einbeziehen.
Christiana Xenofontos - Project Coordinator and Vice President A' of Cyprus Youth Council
Christiana Xenofontos Mitglied im Koordinator/-innen-Komitee und Vizepräsidentin des A’ - Cyprus Youth Council

Um mehr über dieses sich stetig weiterentwickelnde Projekt zu erfahren, interviewten wir Andreas Charalambous (Präsident House of the Youth Representatives, 2019-2020), Nicky-Victoria Frantzeskou Ramos (ehemalige Präsidentin House of the Youth Representatives, 2018) und Christiana Xenofontos (Mitglied des Koordinationsausschusses und Vizepräsidentin A‘ des Cyprus Youth Council). Wir sprachen auch mit Marios Epaminondas, Vertreter des zypriotischen Ministeriums für Bildung, Kultur, Sport und Jugend.

Wie entstand die Idee zum Projekt?

Team: 2015 erkannten wir, dass die Möglichkeiten für junge Erwachsene im Alter von 18 bis 25 Jahren, die sich stärker in die parlamentarische Politik einbringen wollten, verbessert werden mussten. Es gab bereits ein Jugendparlament, das für Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren eingerichtet wurde. Das Mindestalter für Abgeordnete im Parlament zu werden liegt bei 26 Jahren. Um einen besseren Dialog zwischen jungen Menschen und politischen Entscheidungsträger/-innen zu fördern, beschlossen wir, ein Erasmus+-Projekt für den strukturierten Dialog ins Leben zu rufen. Im Projekt sollte das Fachwissen der NRO Cyprus Youth DiplomaCY und des Cyprus Youth Council mit Unterstützung des Youth Board of Cyprus und des Ministeriums für Bildung, Kultur und Jugend zusammengeführt werden.

Wie habt ihr das Projekt geplant und umgesetzt?

Team: Im April 2016 beantragten wir finanzielle Unterstützung. Die erste Parlamentssimulation führten wir im September 2016 durch. Das Parlament von Zypern – das Repräsentantenhaus – diente als Vorlage, die wir für unser Projekt angepasst haben. Das echte Parlament hat vierzehn Ausschüsse. Wir haben jedoch nur fünf ausgewählt, die für junge Menschen höhere Priorität haben: Bildung und Kultur, Auswärtige und Europäische Angelegenheiten, Innere Angelegenheiten, Arbeit und Soziales sowie Umwelt. Die Simulation umfasste 56 junge Vertreter/-innen. Das ist die gleiche Anzahl wie die Zahl der gewählten Parlamentsmitglieder.

Wie wurden die Mitglieder des Jugendparlaments gewählt oder ausgesucht?

Team: Wir veröffentlichten einen Aufruf zur Teilnahme. Interessierte junge Leute schrieben Bewerbungen, die wir sorgfältig prüften. Die Bewerbungen bauten auf bestimmten Fragen auf, durch die wir sehen wollten, wie engagiert die Teilnehmer/-innen sind, welche Ausschüsse sie aufgrund ihrer Interessen und Kompetenzen bevorzugen würden und welchen Beitrag sie zum Projekt leisten könnten. Zusätzlich bildeten wir ein Presseteam mit jungen Leuten, die Journalismus-Erfahrung hatten. Jedes Komitee wurde so begleitet.

Wie habt ihr die logistischen Aufgaben im ersten Jahr organisiert?

Team: Am Anfang bestand unser Team aus nur vier Leuten, die sich um alles kümmern mussten! Die Simulation veranstalteten wir in einem Hotel. Hier wohnten die jungen Delegierten während der drei Tage, da unsere Teilnehmer/-innen aus ganz Zypern kamen. Zur Koordinierung und Führung der einzelnen Ausschüsse wählten wir außerdem fünf Expert/-innen als Ausschussleitung. Um die Qualität des Projekts zu verbessern, schrieben wir ab dem zweiten Jahr auch diese Leitungsstellen offen aus. Sie übernahmen während des Projekts mehr Verantwortung für die Teams.

Was geschah während der Simulation?

Team: Zunächst erarbeiteten die einzelnen Ausschüsse ihre Vorschläge und präsentierten am letzten Tag die Ergebnisse. Im ersten Jahr forderte der Prozess viel mehr Zeit und Energie von unserem Team. So mussten wir z. B. die Nacht vor dem Abschlusstag damit verbringen, die letzten Dokumente auszudrucken. Seit dem 3. Jugendparlament arbeiten wir effizienter. Wir organisieren papierlos. Auch die Evaluationen werden online durchgeführt. Es ist eine große Leistung und zeigt unsere Entschlossenheit, eine nachhaltige Arbeitskultur zu schaffen.

Welchen Einfluss habt ihr auf die jungen Menschen gehabt?

Team: Vor unserem Projekt waren die jungen Menschen in Zypern ziemlich enttäuscht vom politischen System. Die meisten gingen nicht einmal wählen. Das Jugendparlament gab ihnen einen Anreiz, sich zu positionieren und zu engagieren. Da es oft an Bildung darüber mangelt, wie Demokratie funktioniert, waren die jungen Leute motiviert, durch unser Projekt mehr darüber zu erfahren. Um die Auswirkung des Projekts zu erfassen, schickten wir 2018 einen Fragebogen an frühere Teilnehmer/-innen. Wir fragten sie nach ihren Vorstellungen von idealen Kandidat/-innen und ob sich ihre Einstellung zur Politik verändert hat. Es stellte sich heraus, dass die meisten von ihnen nun viel engagierter waren, sich in politische Entscheidungsprozesse einzubringen.

Welchen Herausforderungen musstet ihr euch stellen?

Team: Ein großes Projekt mit so vielen Teilnehmer/-innen ist nicht ohne Herausforderungen umsetzbar. Zu Beginn stellte die Finanzierung unsere größte Hürde dar, die wir durch die europäische Unterstützung überwinden konnten. Den größten Durchbruch hatten wir im September 2017, als wir vom Ministerrat der Republik Zypern anerkannt wurden. Der Rat verpflichtete sich, das Jugendparlament jedes Jahr vollständig zu sponsern. Wir sind das erste Erasmus+ Projekt, dem diese Ehre zuteilwurde!

Eine weitere Herausforderung war, dass es schwierig war, innerhalb eines Jahres Grundsatzpapiere zu erstellen und effektive Lobbyarbeit zu betreiben. Daher verlängerten wir den Projektzyklus auf zwei Jahre. Das Feedback der Ministerien und unserer jungen Teilnehmer/-innen zeigte, dass die zusätzliche Zeit die Dinge wesentlich verbessert hat. Staatliche Mechanismen arbeiten in der Regel langsam. Es kann einige Zeit dauern, alle Beteiligten zu befragen und eine Idee zu entwickeln. Derzeit stellt die Covid-19 Pandemie eine neue Herausforderung dar, aber die Ausschüsse setzen ihre Arbeit online fort.

Was lernen junge Menschen durch die Teilnahme?

Team: Neben dem theoretischen Wissen entwickeln die Teilnehmer/-innen Kommunikationsfähigkeit, Kreativität und Teamarbeit. Die meisten Teilnehmer/-innen haben Erfahrung in der Arbeit mit Verbänden. Aber auch wenn sie persönlich politische Ambitionen haben, geht es beim Jugendparlament darum, eine Gruppe zu bilden, die sich für das Wohl der gesamten Gesellschaft einsetzt. Durch ihre harte Arbeit haben die Teilnehmer/-innen eine wirklich produktive und kooperative Atmosphäre geschaffen. Durch die Teilnahme an parlamentarischen Prozessen erkennen sie auch, wie komplex und anspruchsvoll Politik sein kann.

Marios Epaminondas: Meiner Meinung nach ist der Prozess genauso wichtig wie das Ergebnis. Die jungen Menschen kommen zusammen, um konkrete Vorschläge zu machen. Dabei entwickeln sie aber auch ihre Fähigkeiten und fördern die liberale Demokratie. Selbst wenn kein Vorschlag des Jugendparlaments vom Ministerium übernommen wird, leisten die Jugendlichen einen positiven Beitrag zur Gesellschaft.

Könnt ihr uns einige Beispiele für die Vorschläge aus dem Jugendparlament nennen?

Team: Dem Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten gefiel unser Vorschlag, für neue Diplomat/-innen eine Ausbildung oder ein Mentoring-Programm anzubieten. Die Anerkennung der non-formalen Bildung war ein weiteres Dauerthema. Eine unserer Expertengruppen arbeitet weiterhin mit dem Bildungsministerium an der Entwicklung. Einige unserer anderen Ideen wurden bereits durch Reformen angegangen. Dies jedoch war ein Bereich, in dem wir Neuland betraten. Wir versuchten, die Interessenvertreter/-innen weiter für die Teilnahme an den Sitzungen unserer Ausschüsse zu motivieren und ein Umfeld zu schaffen, das auf einem sektorübergreifenden Ansatz und auf Beteiligung basiert. So schafften wir es, in jedem Ministerium Ansprechpersonen zu haben, die sich um unsere Fragen und Schwerpunkte kümmern.

Habt ihr Ratschläge für andere, die ein Solidaritätsprojekt ins Leben rufen möchten?

Marios Epaminondas: Gründet eine Gruppe – egal ob eine informelle Gruppe oder eine NRO. Ein Team aus ähnlich denkenden Menschen verleiht dem Individuum Macht. Es ist außerdem wichtig, politische Entscheidungsträger/-innen zu finden, die mit Ratschlägen unterstützen können. Mit dem Premierminister oder der Kanzlerin könnt ihr vielleicht nicht sprechen, aber auch andere Minister/-innen, Abgeordnete oder Schulleiter/-innen können helfen. Ihre Kompetenzen können euch Zeit und Ressourcen sparen. Denkt daran, dass jede Initiative, die durch öffentliche Gelder unterstützt wird, transparent und inklusiv sein muss. Macht euch also ernsthafte Gedanken über die ethischen Aspekte des Projekts.

Wow!

Das Projekt war das erste Erasmus+ Projekt, das vom Ministerrat der Republik Zypern anerkannt und auch gesponsert wurde. Dank der Unterstützung durch den Ministerrat erlebt das Jugendparlament bereits sein viertes Jahr!

Projektkoordinatorin

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Christiana Xenofontos

Christiana Xenofontos arbeitet als parlamentarische Mitarbeiterin im Repräsentantenhaus in Zypern. Seit November 2019 ist sie die Vizepräsidentin A' des Cyprus Youth Council, wo sie von 2015-2019 als Youth Policy Officer arbeitete. Seit vier Jahren ist sie die Vorsitzende der Nationalen Arbeitsgruppe für den EU-Jugenddialog in Zypern. Seit 2016 arbeitet sie eng mit dem Europäischen Jugendforum zusammen, für das sie 2018 zum Mitglied des Beratungsgremiums für Mitgliedsanträge gewählt wurde. Im November 2020 wurde sie für die Amtszeit 2021-2022 zum Vorstandsmitglied des Europäischen Jugendforums gewählt.

Über das Projekt

Supported by:

Erasmus+ / Jugendpartizipationsprojekte

EU Jugendprogramm Priorität:

Partizipation am demokratischen Leben

Topic:

Kompetenzentwicklung und freiwilliges Engagement

Sichtbarkeit:

Die Organisator/-innen des Projekts haben zusammen mit dem Presseteam großartige Arbeit geleistet, um das Projekt bekannt zu machen. Neben einer eigenen Webseite und einer Facebook-Seite haben sie die lokale Presse überzeugt, über die Endphasen des Projekts zu berichten. Darüber hinaus haben sie erreicht, dass jedes Jahr Informationen über das Projekt auf der offiziellen Website des Repräsentantenhauses veröffentlicht werden, sodass die entsprechenden Materialien für alle zugänglich sind.

Beteiligte Länder

Autor

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Lilla Gősi

Lilla Gősi is a freelance journalist and trainer. She writes, draws and uses the combination of these two for telling stories and creating non formal educational activities. She graduated in Communication and Media and History of Art. She has been publishing since 2012 in the most popular Hungarian weekly magazine, Nők Lapja. She is an active blogger. She loves working with groups and asking questions. She comes from Hungary and lives in Italy since 2017. She participated in several European training, exchange and volunteering projects. The main issues she cares about: promoting sustainability, critical thinking, inclusion and art. In her free time, she enjoys art, culture and travelling related activities.