Das Eindrücklichste für mich war, was ich über Mikroplastik gelernt habe und wie sich verbindet, wie wir die Meere beeinflussen. Theoretisch kennen wir unseren Einfluss. Es hat mir aber wirklich die Augen geöffnet, zu sehen, wie viel Plastik an den Stränden zu finden ist. Ich habe das Projekt mit einigen Ideen für zu Hause verlassen und hoffe, dass ich sie mit meiner Familie und meinen Freunden umsetzen kann. Das Projektteam arbeitete so leidenschaftlich. Es war inspirierend, ihnen bei ihrer Arbeit zum Schutz des Planeten zuzuschauen. Durch das Projekt wurde ich neugierig und fühlte mich einbezogen. Ich habe so viele Fotos, kleine Andenken an die anderen Teilnehmer/-innen und die großartige Wasserflasche aus Metall mit nach Hause genommen. Die Flasche kann ich jetzt immer an Stelle einer Plastikflasche benutzen.
In einem einzigartigen Biosphärenreservat auf der spanischen Insel Fuerteventura im Atlantischen Ozean stärkte dieser inspirierende Jugendaustausch das Bewusstsein für die Auswirkungen des lokalisierten Klimawandels. Die internationale Gruppe junger Menschen entwarf konkrete Maßnahmen zum Schutz der Zukunft der Insel und lernte, wie man nachhaltig leben kann.
Es liegt im Kern unserer Organisation, eine nachhaltigere Lebensweise zu schaffen. Wir arbeiten jeden Tag daran und richten unsere Veranstaltungen auf Umweltthemen aus. Unsere Mission ist es also nicht nur, junge Menschen auf unsere schöne Insel zu locken. Wir wollen sie außerdem inspirieren, unsere Probleme wirklich zu verstehen, damit sie uns zu helfen, sie zu lösen. Für uns ist das echte Partizipation.
Die Präsidentin der NRO Avanfuer, Yanira Cáceres, und der spanische Gruppenleiter, Alberto Sarabia Hierro, erzählen uns die Geschichte:
Könnt ihr uns mehr über die Arbeit von Avanfuer erzählen?
Avanfuer ist eine NRO, die sich mit Naturschutzangelegenheiten auf Fuerteventura befasst. Fuerteventura ist eine der größeren kanarischen Inseln. Hier gibt es ein von der UNESCO anerkanntes Biosphärenreservat. Das Gebiet umfasst die Insel sowie einige Kilometer des Ozeans. Wir kämpfen bereits seit 15 Jahren gegen die Verschmutzung durch Plastik. Es war es der richtige Zeitpunkt, jungen Menschen im Rahmen eines Jugendaustauschs einzubeziehen.
Wie habt ihr das Projekt geplant?
Wir wählten zunächst drei Partnerorganisationen aus verschiedenen Ländern aus. Die Gruppe von der französischen Insel Réunion im Indischen Ozean hatte ein ähnliches Profil wie wir. Die Gruppe aus Kroatien hingegen kam aus einem deutlich städtischeren Bereich. Unsere rumänische Partnerorganisation hatte sich zum Ziel gesetzt, die aktive Bürgerschaft junger Menschen zu fördern. Sie erklärte sich bereit, jeweils ein Team von fünf jungen Menschen sowie eine pädagogische Kraft zu uns zu schicken. Es war uns sehr wichtig, heterogene Gruppen zusammenzustellen. Daher wählten wir die Teilnehmer/-innen gewissenhaft aus und achteten auf Alter, Geschlecht und Interesse an Umweltthemen. Obwohl unsere Partnerorganisationen bereits sehr erfahren in der Durchführung aller Arten von Projekten waren, haben sie sich durch das Projekt weiterentwickelt.
Wie sah der Ablauf der Woche aus?
Zu Beginn der Woche teilten wir gemischte Gruppen ein, die nach den Ozeanen benannt waren: Arctic, Indian, Atlantic und Pacific. In jedem Team waren Jugendliche aus verschiedenen Ländern, um die Gruppen durchzumischen und Gesprächsanlässe zu bieten. Die Jugendlichen begannen damit, die Lage in ihren jeweiligen Ländern vorzustellen. Dabei standen durch Plastik verursachte Probleme im Mittelpunkt. So entdeckten wir z. B., dass es auf der Insel Réunion ganz ähnliche Herausforderungen gibt wie bei uns. Auch dort wird hart dafür gekämpft, die Meeresschildkröten zu retten. Eine Vertretung des Biosphärenreservats besuchte uns und führte durch einen Workshop zu verschiedenen Naturschutzprojekten auf Fuerteventura. Das war der theorielastige Teil. Danach begannen wir, das Reservat zu erkunden und uns anzuschauen, was dort geschah.
Was waren die Hauptaktivitäten im Freien?
Wir besuchten die Rettungsstation für Meeresschildkröten. Hier versucht man, den Bestand zu vergrößern und die Schildkröten zu versorgen, die durch Plastikmüll verletzt wurden. Die Insel ist sehr trocken. Es ist eigentlich eine Wüstenlandschaft, aber es gibt ein paar interessante Orte mit natürlichem Süßwasser. Diese bieten wichtige Nistplätze für Vögel und zeigen, wie zerbrechlich das Ökosystem ist. Um die Auswirkungen des Menschen auf die Umwelt hier zu verstehen, veranstalteten wir eine Aktion namens Plogging. Dieser immer populärer werdende Trend kommt aus Schweden und verbindet Joggen mit Müllsammeln. Die Aktion involvierte alle Jugendlichen. Manche machten daraus sogar einen Wettbewerb, wer am meisten Müll sammeln konnte! An einem anderen Tag gingen wir an einen Strand, der auf den ersten Blick recht sauber wirkte. Bei näherem Betrachten konnte man jedoch die Verschmutzung durch Mikroplastik erkennen. Unsere Teams sammelten einige kleine Plastikproben und protokollierten Daten zum derzeitigen Zustand der Küste.
Wie haben die Jugendlichen auf solche Entdeckungen reagiert?
Sie waren sehr überrascht darüber, wie Mikroplastik durch die Strömung praktisch überall hingetragen wird. Die Erfahrung half ihnen dabei, zu erkennen, dass alles miteinander verbunden ist und dass ihre Handlungen auch Auswirkungen an anderen Orten in der Welt haben kann.
Wie habt ihr Aktivitäten im Freien organisiert?
Wir legten bei unseren Veranstaltungen viel Wert auf die Verpflegung, da wir glauben, dass das zu einer besseren Einstellung und mehr Energie innerhalb der Gruppe führt. Wir verzichteten auf Einwegverpackungen und kauften regionale und frische Lebensmittel. Wenn wir keine Catering organisieren konnten, kochten wir selbst. Der Grillabend war für das ganze Team einprägsam und aufbauend, da sich alle wie eine große Familie fühlten und Aufgaben und Verantwortung teilten. Eine Person übernahm das Feuer, während andere sich um das Gemüse kümmerten.
Wir habt ihr für eure Angebote Werbung gemacht?
Die Jugendlichen organisierten eine Kampagne in den sozialen Medien und posteten Fotos und Videos über das ganze Projekt hinweg. Währenddessen trugen sie die offiziellen Projekt-T-Shirts aus Biobaumwolle und nachhaltiger Druckfarbe. Die T-Shirts wurden von einem kleinen Unternehmen vor Ort gedruckt. Wir gaben allen eine Feldflasche, die sie auffüllen und für Aktivitäten im Freien mitnehmen konnten. Unser Projekt erreichte auch die örtliche Gemeinde. Wir wurden zum Radio und zum Treffen mit der Regierungsvertretung von Fuerteventura eingeladen. Unsere Jugendlichen waren sehr stolz darauf, den Ratsmitgliedern die Projektinhalte zu erklären.
Was haben die Jugendlichen während des Projekts noch gelernt?
Internationale Abende halfen, kulturelle Barrieren zu überwinden, indem innerhalb der Gruppe Lieblingsessen, Tänze und andere Traditionen ausgetauscht wurden! Der Tag der Kanaren am 30. Mai ist ein wichtiger Feiertag. Die Jugendlichen lernten eine traditionelle Sportart mit Holzstöcken kennen und jedes „Ozean-Team“ bereitete ein berühmtes lokales Gericht aus Weizen- oder Maismehl, sogenanntes „Gofio“, zu. Danach wurde abgestimmt! Am Ende der Woche baten wir alle, Botschaften auf farbigem Papier austauschen. Das war eine schöne Art, sich an die Zeit hier zu erinnern. Eine Botschaft war besonders berührend. Sie vergewisserte uns, dass wir wirklich etwas bewegt hatten: „Avanfuer hat mich verändert. Wenn ich wieder auf der Insel Réunion bin, fange ich neu an: Ein neues Studium und eine neue Einstellung, um meine Umwelt plastikfrei zu gestalten.“
Gab es Schwierigkeiten während des Projekts?
Der Nahverkehr auf Fuerteventura ist nicht gut ausgebaut und das Hostel lag weit außerhalt der nächsten Stadt. Wobei es schon eine Herausforderung ist, tatsächlich auf die Insel zu kommen. Man kann nach Fuerteventura nur von den Flughäfen in Madrid, Barcelona, auf Gran Canaria oder auf Teneriffa fliegen. Daher musste das Team von der Insel Réunion erst nach Frankreich und dann nach Spanien fliegen. Nach so einer langen Reise waren manche Jugendliche sehr erschöpft. Wir mieteten Minivans, um wenigsten die Reisezeit auf der Insel gering zu halten.
Was waren die wichtigsten Lernergebnisse aus dem Projekt?
In der Psychologie sagt man, dass es ungefähr 15 Tage braucht, bis sich eine Gewohnheit ändert. Für das Projekt hatten wir eine Woche! Aber sogar in der kurzen Zeit konnten wir erreichen, dass sich die Jugendlichen der Konsequenzen ihres Handelns bewusster wurden. Wenn sie das nächste Mal eine Plastiktüte kaufen, werden sie sich fragen, ob sie die Tüte wirklich brauchen. Sie werden sich fragen, ob die Tüte recycelt wurde. Und welche Auswirkungen die Entscheidung auf die Umwelt hat.
Gibt es Nachträge?
Ja! Wir haben jetzt eine aktive Jugendabteilung in unserer Organisation. Diese setzt sich aus ehemaligen Teilnehmer/-innen des Jugendaustauschs zusammen. Zusammen veröffentlichen wir unsere Aktionen unter dem Hashtag #plasticfreeyouth. So können wir weitere junge Menschen, die unsere Einstellung teilen, für uns gewinnen.
Habt ihr Ratschläge für andere, die ein ähnliches Projekt planen?
Macht euch mit der Umgebung eures Projekts und einem Nachhaltigkeitskonzept vertraut! Man kann die Firmen vor Ort kontaktieren, in regional einkaufen und Fahrten intelligent planen.
Über das Projekt
Supported by:
Erasmus+ / Jugendaustausch
EU Jugendprogramm Priorität:
Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaziele
Topic:
Aktivismus und politische Mitbestimmung
Sichtbarkeit:
Die Teilnehmer/-innen gaben ein Interview im Radio von Fuerteventura. Sie waren auch Thema eines Zeitungsartikels, der von ihrem Treffen mit regionalen Entscheidungsträger/-innen berichtete. Durch ihre Kampagne in den sozialen Medien verbreiteten sie die Botschaft #plasticfreeyouth weltweit!
Beteiligte Organisationen:
Asociación Avanfuer (SP); IDA Croatia (HR); ASOCIATIA TINERILOR CU INITIATIVA CIVICA (RO); VIVRE ENSEMBLE AVEC NOS DIFFERENCES (FR)