Wenn man betrachtet, wie wir den Machtkampf im Puhos Konflikt mit den Städteplaner/-innen und Entscheidungsträger/-innen kommunizierten, waren wir recht erfolgreich. Wir haben eine Menge Aufmerksamkeit für so ein kurzes Projekt auf uns ziehen können und bekamen Feedback von Menschen, die mit dem Puhos zu tun hatten.When it comes to users of urban spaces who belong to marginalized groups, we reached some of them as they wrote essays to the publication and also actively participated in our interviews and mapping spots etc. However, large scale inclusion of marginalized groups would require a much longer and deeper research project and constant collaboration with local gatekeepers.
Warum ist ein herkömmliches Einkaufszentrum so wichtig für die Gemeinschaft vor Ort? Fünf junge Städteplaner/-innen aus Helsinki, Finnland, fragten sich genau das. Ihnen fiel auf, dass in der Stadtentwicklung die Bedürfnisse von Minderheiten oftmals ignoriert werden und sie entschieden, sich für die Unterstützung von Entwicklung öffentlicher Räume einzusetzen und sich hörbar zu machen.
Partizipation im städtischen Kontext bedeutet, dass alle Bürger/-innen ein Mitspracherecht bei Entscheidungen haben sollten, die ihren lokalen öffentlichen Raum betreffen. In der Zusammenarbeit mit Architekt/-innen, Designer/-innen und lokalen Entscheidungsträger/-innen sind ihre Ansichten wichtig für die Schaffung von Umgebungen, in denen die Menschen leben wollen.
Die Projektmanagerin in diesem innovativen Projekt, Milla Kallio, erzählt uns mehr:
Was wolltet ihr mit diesem Projekt erreichen?
Wir waren fünf junge Leute, die Städteplanung studiert hatten. Uns fiel auf, dass in unserer Heimatstadt Helsinki gewisse Bevölkerungsgruppen nicht gefragt wurden, wenn es um die Bebauung ihrer Umgebung ging. Wir erhofften uns, durch die Beteiligung von Randgruppen an unserem Projekt neue Wege zu eröffnen, durch die sie ihre Meinung gehört machen können.
Mit welchen Randgruppen wolltet ihr zusammenarbeiten?
Wir betrachteten das Viertel um das Puhos Einkaufszentrum in Helsinki, das einen ziemlich schlechten Ruf hat. Die Städteplanung sah vor, das Einkaufszentrum abzureißen, was offensichtlich große Auswirkungen auf die Gemeinschaften der Immigrant/-innen haben würde. Unser Projekt startete damit, herauszufinden, was das Einkaufszentrum wirklich für die Anwohnenden bedeutete. Wir fanden heraus, dass es in dieser Gegend zwei wichtige Einkaufszentren gibt: Eines mit den wesentlichen Geschäften, in die die meisten Leute gehen, und ein anderes, bekannt als Puhos, in dem mehr ethnische Geschäfte, verschiedene Restaurants und Gebetsräume sind. In das Puhos gehen eher Arabisch, Somalisch und Russisch sprechende Minderheiten.
Was waren die Hauptphasen des Projekts?
In den ersten Monaten konzentrierten wir uns darauf, die Gegend und das Einkaufszentrum kennenzulernen und die Wahrnehmung sowohl verschiedener Anwohner/-innen als auch der Allgemeinbevölkerung herauszufinden. Danach haben wir Schlüsselpersonen verschiedener Minderheitsgruppen und -organisationen kontaktiert. Mit ihrer Hilfe konnten wir beim „Puhos loves people”-Festival im Sommer verschiedene Workshops anbieten. Um noch weitere Informationen zu erlangen, stellten wir sogenannte ‚Kartierungsstationen‘ auf, an denen die Leute uns ihre Meinungen mitteilen konnten. Gegen Ende des Jahres riefen von uns beauftragte Minderheitenrepräsentiernde in ihren Gemeinschaften zum Verfassen von Interviews und Aufsätzen auf. Diese bildeten die Grundlage für unsere Projektveröffentlichung.
Wie habt ihr die Menschen zur Teilnahme motiviert?
Die ‚Kartierungsstationen‘ im Einkaufszentrum waren für uns sehr wichtig, da die Menschen hier viel Zeit verbringen. Wir haben eine große Karte des Puhosviertels im Einkaufszentrum aufgehängt und die Passant/-innen gebeten, Post-it Zettelchen an den Stellen anzubringen, die ihnen etwas bedeuten und darauf zu schreiben, was sie verbessern wollen würden. Viele zeigten Orte auf, an denen sie sich sicher fühlten. Wir sahen häufig Kommentare wie „Hier fühle ich mich zu Hause“. Wir fanden heraus, dass das Einkaufszentrum einen Ort darstellt, an dem sich die Menschen gleichgestellt und weniger diskriminiert fühlen als an anderen öffentlichen Plätzen in Helsinki. Gewöhnlich erfassen Workshops zur Städteplanung nur die Meinungen von privilegierten Bürger/-innen. Randgruppen verfügen manchmal nicht über die Ressourcen, Zeit, Geld oder Energie, um daran teilzunehmen. Um für eine wirkliche Verbesserung zu sorgen, wollten wir das miteinbeziehen.
Welches Ergebnis hat euch am meisten beeindruckt?
Wir haben herausgefunden, dass das Einkaufszentrum für die Gemeinschaft vor Ort eine wesentlich größere Rolle spielt, als wir angenommen haben. Anwohner/-innen verschiedener Nationalitäten treffen sich hier und tauschen aller Art Informationen untereinander aus, z. B. wie man sich für einen Job bewirbt. Sich im Dschungel der offiziellen Anlaufstellen und Amtsbürokratie zurechtzufinden kann sehr verwirrend sein, daher ist es viel einfacher und zeitsparender, sich die Informationen so mitzuteilen.
Welche Methoden haben am besten funktioniert?
Die Workshops und Kartierungsübungen erwiesen sich als sehr fruchtbar. Die Teilnehmer/-innen spürten ihre Relevanz, da sie wussten, dass wir ihre Ideen weitergeben konnten und den Entscheidungsträger/-innen Feedback geben konnten. Das Projekt hat uns viel über den Zugang zu Minderheiten gelehrt und wie man eine Veröffentlichung erstellt, die sie wirklich interessiert. Zum Glück hatte eine unserer Mitarbeiterinnen schon vorher mit einer in Europäischen Jugendprojekten erfahrenen Organisation gearbeitet, sodass sie uns das Solidaritätsprojekt als gute Möglichkeit vorschlagen konnte.
Hast du Ratschläge für andere, die ein Solidaritätsprojekt ins Leben rufen möchten?
Die Antragsstellung selbst war recht einfach. Ich würde empfehlen, den Antrag so früh wie möglich zu stellen. Erstellt einen Plan, füllt das Antragsformular aus und legt mit der Umsetzung los, sobald der Antrag genehmigt ist. Ich würde auch empfehlen, die in eurem Land verantwortlichen Personen für Erasmus+ Projekte und Finanzierung über die Nationalen Agenturen zu kontaktieren. Wir haben das damals nicht getan, als wir anfingen, weil wir nicht wussten, dass es möglich ist. Für die Arbeit an einem neuen Projekt habe ich es allerdings sehr hilfreich gefunden.
Habt ihr bei der Umsetzung eures Plans irgendwelche Hürden vorgefunden?
Manche Teammitglieder hatten gegen Ende des Projekts nicht mehr genügend Zeit für die Aktivitäten, weswegen wir für Ersatz sorgen mussten. Es hat am Ende aber ganz gut funktioniert, da auch die neuen Teammitglieder Erfahrung im Bereich Städteplanung hatten. Wir hatten eigentlich geplant, mehr Workshops anzubieten, aber nach Unterhaltungen mit den Anwohner/-innen merkten wir, dass sie keine Zeit haben würden, diese zu besuchen. Also haben wir stattdessen Interviews durchgeführt, den öffentlichen Raum inspiziert und die Kartierungsstationen im Einkaufszentrum aufgestellt, sodass sie leichter Zugang hatten.
Was ist für dich das wichtigste Ergebnis aus dem Projekt?
Um den Namen unserer Arbeitsgruppe – FEMMA Helsinki – aufrecht zu erhalten, haben zwei von uns eine Firma mit dem Namen FEMMA Planning gegründet. Das war nie Teil des ursprünglichen Plans, jedoch hat der Erfolg des Projekts uns angespornt, neuen Initiativen, wie unserem Podcast, nachzugehen. Im Anschluss an unsere Forschung im Puhosviertel haben wir viele weitere ignorierte Stimmen in der ganzen Stadt entdeckt. Diese müssen auch gehört werden!
Wie habt ihr für eure Angebote und Ergebnisse Werbung gemacht?
Über die Sozialen Medien konnten wir jede Menge Fachleute aus dem Bereich der Städteplanung erreichen. Wir bekommen immer noch Rückmeldung von Menschen, die unsere Publikation gelesen und unseren Podcast gehört haben. Einige Architekt/-innen wollten ein Projekt zu Einkaufszentren ins Leben rufen und fanden unsere Publikation sehr hilfreich. Wir haben außerdem einen Artikel in der größten Zeitung von Finnland veröffentlicht, in dem wir sowohl die Medien als auch Städteplaner/-innen dazu aufriefen, die Bedürfnisse der Bevölkerung in diesen Vierteln zu erkennen.
Was wird mit dem Einkaufszentrum geschehen?
Die Zukunft des Puhos ist noch nicht entschieden. Die Umgestaltung könnte zu einer Erhöhung der Mieten für Wohnungen und Läden führen, was es für die Minderheitengruppen erschweren würde, dortzubleiben. Wir sind aber hoffnungsvoll, dass eine Lösung gefunden werden kann.
Projektergebnisse
Die jungen Menschen sammelten eine Reihe an Essays, die von den Anwohner/-innen des Viertels über das Einkaufszentrum und seine Rolle für ihre Gemeinschaften geschrieben wurden.
Projektveröffentlichung
Das mehrsprachige Infoheft war eine gute Gelegenheit, die Erfahrungen und Ansichten verschiedener Minderheitengruppen darzustellen.
Über das Projekt
Supported by:
Europäisches Solidaritätskorps / Solidaritätsprojekte
EU Jugendprogramm Priorität:
Inklusion und Diversität
Topic:
Aktivismus und politische Mitbestimmung
Sichtbarkeit:
Beteiligte Organisationen:
FEMMA Planning (FI)