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Junge Leute, euch gehört die Bühne: Power to Act

Dieser Jugendaustausch war durch eine Vielzahl an Spielen und Theaterübungen eine lebensverändernde Erfahrung für die jungen Teilnehmer/-innen und Inspiration für zukünftige Erasmus+ Projekte. Während des einwöchigen Aufenthalts in Kroatien lernten 25 Jugendliche aus fünf Ländern mehr über Zusammenarbeit, Vertrauen, Kreativität und vor allem über sich selbst!

Die erfolgreiche Durchführung eines partizipativen Workshops hängt davon ab, dass man Wege findet, wirklich alle von Anfang bis Ende einzubeziehen. Wir müssen eine magische Atmosphäre schaffen, die den jungen Menschen Vertrauen gibt, eine neue Aktivität auszuprobieren und dabei eine emotionale Verbindung aufzubauen.
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Natali Bosić Projektkoordinatorin

Um mehr herauszufinden, haben wir mit der Projektkoordinatorin Natali Bosić ein Interview geführt:

Was war die Idee hinter dem Jugendaustausch?

Unser Ziel war es, junge Menschen durch Methoden aus dem partizipativen Theater zu stärken. Wir wollten Simulationen und Spiele nutzen, um die Kommunikations- und Teamfähigkeit sowie die Kreativität der Jugendlichen zu fördern. Dabei wollten wir den Fokus besonders auf die Verbesserung von Angeboten für 13 bis 16 Jährige legen, was die jüngste Altersgruppe in Erasmus+ Projekten ist. Die Durchführung solcher Projekte kann besonders herausfordernd sein. Wir müssen z. B. den Eltern versichern, dass sie sicher sind und verantwortungsbewusst geführt werden (und kostenfrei sind). Auf so junge Teilnehmer/-innen haben Erasmus+ Projekte eine noch größere Auswirkung und bewirken, dass sie sich auch in der Zukunft für andere Programme interessieren.

Wie habt ihr andere Fachkräfte aus der Jugendarbeit und Organisationen ausfindig gemacht, die euch bei dem Projekt geholfen haben?

Ich habe Aleksandra Mihajlovska, eine Jugendleiterin aus Mazedonien, während einer Erasmus+ Weiterbildung kennengelernt, als wir noch ganz am Anfang unserer Jugendorganisationen standen. Die Wellenlänge zwischen uns stimmte, da wir beide davon träumten, einen Jugendaustausch ins Leben zu rufen. Wir begannen, über unsere gemeinsamen Kontakte Partner ausfindig zu machen. Ich kannte noch andere Fachkräfte in der Jugendarbeit in Italien und Serbien. Durch Aleksandra beteiligte sich die dänische Organisation. Es war natürlich wichtig, dass unsere Partner darin erfahren waren, mit jüngeren Jugendlichen zu arbeiten.

Wie habt ihr sichergestellt, dass die Jugendlichen sich wirklich am Projekt beteiligen konnten?

Als Teil unserer Vorbereitungen arrangierten wir ein Vorbereitungstreffen (Advanced Planning Visit), bei dem jeweils eine Fachkraft und einer Mensch aus jeder Organisation eingeladen wurden, um ihre Einschätzung abzugeben, welche Aktivitäten wir durchführen sollten. Dadurch wurden sie wirklich mit einbezogen bei der Erstellung ihres eigenen Programms. Abgesehen von der dänischen Partnerorganisation verfügten alle über Erfahrungen im Zirkus, in Aufführungen, Tanz und Theater. Darauf griffen wir also auch zurück. Die Einführung von theaterbasierten Gruppenangeboten stellt eine großartige Möglichkeit für Partizipation dar.

Wie wurde der Wochenablauf organisiert?

Nachdem die Jugendlichen entschieden hatten, welche Aktivitäten sie im Projekt haben wollten, ordneten wir die Angebote den verschiedenen Projektphasen zu. Durch unsere Erfahrung in der Jugendarbeit wussten wir, welche Aktivitäten besser für den ersten Tag geeignet waren, wenn sich alle kennenlernen würden und sich erste Freundschaften aufbauten. Während der zweiten Wochenhälfte wollten wir Vertrauen aufbauen. Daher legten wir hier den Fokus auf Zirkusangebote, bei denen die Teilnehmer/-innen näher in Kontakt treten mussten sowie Aktivitäten, bei denen die Einzelnen auf die Unterstützung der Gruppe angewiesen waren. Das ermutigte die Jugendlichen zu, sich als aktive Mitglieder des Projekts zu verstehen, während die Jugendleiter/-innen alles nur miteinander verbanden und bei der Vorzubereitung der Aktivitäten halfen.

Hat das partizipative Theater Jugendliche wirklich involviert?

Ja. Die Methoden des partizipativen Theaters waren motivierend. Wir stellten sicher, dass sich alle wohlfühlten, wenn sie teilnahmen. Bei der Auswahl fragten wir, wie die Kandidat/-innen über eine Aufführung dachten und ob sie bereit seien, etwas Neues auszuprobieren. Uns war natürlich bewusst, dass das einigen Jugendlichen recht schwerfallen würde. Daher gingen wir sehr behutsam vor, um sie aus ihrer Komfortzone herauszulocken und steigerten uns während der Woche langsam hin zu einigen fortgeschritteneren Aktivitäten.

Kannst du uns ein paar Beispielaktivitäten nennen?

Aus der Woche ist ein Projektmethodenkoffer hervorgegangen, in dem sich einige der besten Methoden der Teilnehmer/-innen finden. Die italienische Gruppe zeigte z. B., wie „Akrobalance“-Fähigkeiten und das Bauen von menschlichen Pyramiden bei der Teambildung helfen können! In Diskussionsrunden mit der Gruppe zeigten wir auf, dass jede Aktivität Spaß machen und einen echten Nutzen haben kann. In einem Angebot zum interkulturellen Dialog wurden die Teilnehmer/-innen in vier verschiedene (imaginäre) „Stämme“ eingeteilt, um über die Regeln und Tabus von Kulturen nachzudenken. Eine Gruppe dachte sich nicht nur eigene Rituale mit den gefundenen Materialien aus, sondern steckte sogar ihr Revier im Wald ab! Als die Stämme letztendlich aufeinandertrafen, war es ein Zusammenstoß der Kulturen. Danach reflektierten die Gruppen ihre Erfahrungen und diskutierten die Gründe ihres Verhaltens. Da die Präsentation interkultureller Themen einschüchternd sein kann, vereinfachte das Rollenspielformat sehr, eine abstrakte Idee mit der Erfahrung aus dem Alltag zu verbinden.

Gibt es ein Beispiel, durch das der Erfolg des Projekts besonders deutlich wird?

Eine einfache Aktion fand auf einem riesigen Sportplatz statt. Die ganze Gruppe stellte sich bis auf eine Person in einer Reihe auf. Diese Person rannte auf die Gruppe zu und vertraute darauf, dass die anderen sie auffangen würden. Zu Beginn des Angebots weigerten sich viele Teilnehmer/-innen, da sie die Aufgabe auch im Gehen nicht bewältigen konnten. Als wir die Aktion am letzten Tag wiederholten, rannten alle ohne Zögern in die Gruppe. Das war wirklich herzerwärmend und die beste Evaluation überhaupt.

Was waren die Schwierigkeiten im Projekt?

Die größte Herausforderung bestand darin, in den Aktivitäten die Balance zwischen Freiheit und Struktur zu finden. Da wir die Verantwortung für eine große Gruppe von Jugendlichen hatten, mussten wir die rechtliche Situation in jedem Land in Bezug auf Reisen, Ausweispapiere usw. prüfen. Da die Hälfte unserer Gruppe zum ersten Mal in ihrem Leben von länger weg von Zuhause reiste, mussten wir sowohl die Jugendlichen als auch die Eltern darauf vorbereiten! Am Ende hatten wir aber keine ernsthaften Probleme, was darauf zurückzuführen ist, dass wir die gesamte Projektvorbereitung sehr ernstgenommen haben. Wir gingen außerhalb des Projektgeländes spazieren und hatten auf dem Projektgelände beaufsichtigte Bereiche, in denen die Jugendlichen am Abend entspannen und Brettspiele spielen konnten. Da weitere Gruppen und Veranstaltungen vor Ort waren, hatten sie die Möglichkeit, ihre Ergebnisse anderen jungen Menschen zu zeigen. So haben wir bei einem Treffen eine Talentshow organisiert.

Hast du Ratschläge für andere, die zum ersten Mal ein Projekt ins Leben rufen möchten?

Wählt Partnerorganisationen aus, die ihr kennt. Sucht nicht nach beliebigen Organisationen im Internet. Es war super hilfreich, dass wir unsere Partner aus vorherigen Projekten kannten. Wir stellten sicher, dass sie in allen Projektphasen beteiligt waren.

Kennt ihr die Tragweite eures Jugendaustauschs?

Einige Teilnehmer/-innen haben eigene Projektanträge eingereicht, die hoffentlich nach der Covid-19 Pandemie umgesetzt werden können. Das Wiedersehen einiger Teilnehmer/-innen bei Storyland, einem weiteren Jugendaustausch in Schweden einige Wochen nach dem Ende unseres Projekts gehört auch dazu. Alle, die schon mal an so einem Projekt teilgenommen haben, kennen die engen Freundschaften, die daraus entstehen können. Das wurde in Schweden sehr deutlich. Sie konnten außerdem ihre Begeisterung und was sie in Kroatien gelernt hatten mit dem Rest der neuen Gruppe teilen.

Wow!

Sogar die jüngsten Altersgruppen können aktiv an Erasmus+ Projekten teilnehmen. Die Teilnehmer/-innen von Power to Act waren zwischen 13 und 16 Jahren alt und nahmen eine wichtige Rolle dabei ein, das Programm aus theaterbasierten Angeboten für die Woche selbst zu gestalten. Ein Methodenkoffer mit allen großartigen Ideen ist jetzt online erhältlich.

Projektkoordinatorin

Photo of Natali Bosic
Natali Bosić

Natali Bosić hat ein Diplomstudium in Pädagogik an der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften in Rijeka absolviert. Schon während ihres Studiums interessierte sie sich besonders für non-formale Bildung sowie die kulturelle und künstlerische Bildung von Kindern und Jugendlichen. Ihre praktischen Erfahrungen sammelte sie durch die Arbeit in verschiedenen Institutionen und NROs, die sich mit non-formaler Bildung im Bereich Kultur und Kunst in der lokalen Gemeinschaft beschäftigen, sowie durch ihre internationale Arbeit als Trainerin und Jugendarbeiterin in europäischen Projekten. Mittlerweile arbeitet sie als Pädagogin und Leiterin des Vereins RUKE am Projekt ‚Jugendrat Benčić‘

Aleksandra Mihajlovska

Aleksandra Mihajlovska ist eine professionelle Schauspielerin am Nationaltheater Kumanovo. Trotz ihrer Theaterkarriere arbeitet sie seit 2006 in verschiedenen Organisationen und Netzwerken im Bereich der Koordination, Verwaltung und Moderation von Jugendprojekten. Als Trainerin und Moderatorin arbeitet sie an der Förderung von Theatertechniken als Werkzeuge für sozialen Wandel. Derzeit absolviert sie ein Aufbaustudium im Bereich Psychodrama in der Psychotherapie. 2017 war sie Mitbegründerin von PERCPIO. Hier leitet sie Theaterworkshops für die persönliche und kreative Entwicklung von Jugendlichen und Kindern.

Projektergebnisse

Aus dem Jugendaustausch ist ein Projektmethodenkoffer hervorgegangen, in dem sich einige der besten Methoden der Teilnehmer/-innen finden.

Methodenkoffer

Die beschriebenen Methoden basieren auf Spielen und Simulationen. Sie zielen darauf ab, die Kommunikations- und Teamfähigkeit sowie das Vertrauen und die Vorstellungskraft der Teilnehmer/-innen zu stärken.

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Über das Projekt

Supported by:

Erasmus+ / Jugendaustausch

EU Jugendprogramm Priorität:

Partizipation am demokratischen Leben

Topic:

Weiterentwicklung des Jugendsektors

Sichtbarkeit:

Die Projektergebnisse wurden von den verschiedenen Gruppen auf unterschiedlichen Veranstaltungen vorgestellt. In Rijeka in Kroatien wurden sie z. B. in Schulen und in einem Artikel präsentiert. In Serbien gaben Teilnehmer/-innen ein Fernsehinterview im Staatsfernsehen. Italienische Teilnehmer/-innen veranstalteten eine vom Projekt inspirierte Straßenaufführung in Benevento.

Autor

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Lilla Gősi

Lilla Gősi is a freelance journalist and trainer. She writes, draws and uses the combination of these two for telling stories and creating non formal educational activities. She graduated in Communication and Media and History of Art. She has been publishing since 2012 in the most popular Hungarian weekly magazine, Nők Lapja. She is an active blogger. She loves working with groups and asking questions. She comes from Hungary and lives in Italy since 2017. She participated in several European training, exchange and volunteering projects. The main issues she cares about: promoting sustainability, critical thinking, inclusion and art. In her free time, she enjoys art, culture and travelling related activities.